· Von Till Kasch
Cannabis Decarboxylierung
Cannabis decarboxylieren – so aktivierst du THC & CBD richtig
Wer Cannabis für Edibles, Öle oder Extrakte nutzt, muss einen entscheidenden Schritt verstehen: die Decarboxylierung. Ohne sie bleibt dein Endprodukt fast wirkungslos – egal, wie gut du kochst oder extrahierst. In diesem Artikel erfährst du, was bei der Decarboxylierung passiert, welche Methoden es gibt und wie du sie perfekt auf dein Material abstimmst.
Was bedeutet „Decarboxylierung“ überhaupt?
Cannabis enthält in seiner natürlichen Form keine aktiven Cannabinoide wie THC oder CBD – sondern deren Vorstufen: THCA und CBDA. Diese sind nicht psychoaktiv, entfalten also keine berauschende oder medizinische Wirkung.
Erst durch Wärme wird die sogenannte Carboxylgruppe (-COOH) abgespalten. Dieser chemische Prozess wandelt THCA in THC und CBDA in CBD um – und genau das nennt man Decarboxylierung.
🔥 Ohne Decarboxylierung bleibt dein Edible wirkungslos – du würdest sonst nur rohe Cannabinoidsäuren konsumieren.
Die perfekte Temperatur für Cannabis-Decarboxylierung
Der Trick ist, die richtige Balance zwischen Temperatur und Zeit zu finden. Zu wenig Hitze = unvollständige Aktivierung. Zu viel Hitze = zerstörte Cannabinoide und verdampfte Terpene.
| Cannabinoid | Optimale Temperatur | Dauer |
|---|---|---|
| THCA → THC | 110–115 °C | 35–45 Minuten |
| CBDA → CBD | 120–130 °C | 45–60 Minuten |
Bei höheren Temperaturen (über 140 °C) zersetzen sich empfindliche Terpene – der Geschmack und die Wirkung verändern sich deutlich. Ideal ist eine gleichmäßige, sanfte Erhitzung.
Methoden zur Decarboxylierung
1. Im Backofen (klassisch & sicher)
Die einfachste und zuverlässigste Methode.
- Ofen auf 110–115 °C vorheizen.
- Blüten oder Hasch fein zerkleinern und auf Backpapier auf einem Blech verteilen.
- 35–45 Minuten erhitzen. Alle 10 Minuten leicht wenden.
- Abkühlen lassen und luftdicht verschließen.
💡 Tipp: Wenn du starke Gerüche vermeiden willst, nutze eine ofenfeste Glasform mit Deckel oder ein Decarboxylierventil (z. B. Mason Jar Methode).
2. Im Wasserbad (für Öle & Butter)
Perfekt für CannaButter, CannaOil oder MCT-basierte Extrakte.
- Material (z. B. Butter + zerkleinertes Cannabis) in einem hitzefesten Glas oder Beutel verschließen.
- In Wasser bei 95–100 °C etwa 60–90 Minuten erhitzen.
- Wichtig: Das Wasser darf nicht sprudelnd kochen, sonst entstehen Blasen im Öl.
Diese Methode erhält Terpene besser und eignet sich hervorragend für medizinische Anwendungen.
3. In speziellen Geräten (z. B. Ardent Nova, Magical Butter)
Für präzise Temperaturen und wiederholbare Ergebnisse. Ideal für Vielnutzer:innen oder Patient:innen, die häufig decarboxylieren.
Solche Geräte nutzen eine kontrollierte Hitzephase, um die Aktivierung automatisch abzuschließen – ohne ständiges Nachmessen oder Rühren.
Wie erkenne ich, dass mein Cannabis fertig decarboxyliert ist?
- Die Farbe verändert sich von hellgrün zu goldbraun.
- Das Material duftet nussig-erdig statt frisch-grasig.
- Es fühlt sich trocken, aber nicht verbrannt an.
Wenn du ein Laborergebnis möchtest, kannst du eine Probe (0,1 g) in Alkohol lösen und per THC-Testkit aus der Apotheke prüfen. Das Ergebnis ist zwar grob, zeigt aber zuverlässig, ob THC aktiv ist.
Fehler, die du vermeiden solltest
- Zu hohe Temperatur: Über 140 °C zerstörst du THC und Terpene.
- Zu wenig Zeit: Unter 30 Minuten ist der Prozess meist unvollständig.
- Offener Ofen: Lüften oder Ofenöffnung während des Prozesses lässt zu viel Hitze entweichen.
- Ungleichmäßige Schicht: Dicke Haufen führen zu ungleichmäßiger Aktivierung.
FAQ – Häufige Fragen
Kann man Cannabis auch roh konsumieren?
Ja – aber ohne Decarboxylierung ist die Wirkung mild bis kaum spürbar. THCA hat entzündungshemmende, aber keine psychoaktive Wirkung.
Kann ich decarboxyliertes Cannabis direkt essen?
Ja, technisch möglich – aber pur schmeckt es bitter. Besser in Fett oder Alkohol gelöst verwenden (z. B. in Butter, Öl, Tinktur).
Wie lange ist decarboxyliertes Cannabis haltbar?
Luftdicht, dunkel und kühl gelagert etwa 6–12 Monate. Sauerstoff, UV-Licht und Feuchtigkeit zersetzen THC über Zeit zu CBN (müde machend).
Was ist, wenn ich zu heiß decarboxyliert habe?
Dann entsteht weniger THC, aber mehr CBN. Das wirkt sedierender – also gut für Schlaf-Edibles, schlecht für Energie-Drinks.
Fazit
Die Decarboxylierung ist der unsichtbare, aber entscheidende Schritt, um Cannabis wirksam zu machen. Sie trennt zwischen „Kraut“ und „Medizin“ – zwischen Pflanzenmaterial und aktiver Substanz. Wer sie versteht, kann jedes Edible, Öl oder Extrakt kontrolliert dosieren und reproduzierbar herstellen.
Do it right – activate your herb.
Mit der richtigen Decarboxylierung bekommst du das Maximum aus jedem Gramm.